Salzburger Adventsingen
Salzburger Adventsingen im Großen Festspielhaus
„Fürchte dich nicht!“
Dieses Salzburger Adventsingen führt uns gedanklich zurück in die Zeit um Christi Geburt. Wir schreiben das Jahr 3760 nach jüdischer Zeitrechnung. Am Stadtrand von Bethlehem hüten Hirtinnen und Hirten inmitten von Zypressen- und Olivenhainen ihre Schafe. Das Gebiet gilt als geweiht und heilig. Hier weiden nur Schafe, die für ein Opferritual im Tempel vorgesehen sind. Der bei den Hirten lebende Rabbi Jakob erzählt von einer Verheißung des Propheten Jesaja, der da sprach: „Fürchte dich nicht…!“
Zehn Tagesmärsche von Bethlehem entfernt sind zur selben Zeit in Nazareth zwei jüdische Frauen in ein Gespräch vertieft. Die glaubensstarke Witwe Anna erzählt ihrer bildhübschen Tochter und Tempeljungfrau Maria, dass ihr und Joachim ein Kindersegen lange verwehrt blieb. Wegen dieser schwerwiegenden Schmach zog sich Joachim verzweifelt in die Wüste zurück, um Buße zu tun. Nach 40 Tagen wurden seine Gebete erhört. Es erschien ihnen beiden unabhängig voneinander ein Engel. Er überbrachte eine frohe Botschaft, beginnend mit den Worten: „Fürchte dich nicht…!“
Dies ist nur ein ganz kleiner Einblick in eine neu strukturierte, ereignisreiche adventliche Geschichte, die mit viel Musik und Gesang wieder zu einem harmonischen Ganzen geworden ist. Es wird, so viel kann ich jetzt schon sagen, mit all unseren großartigen Sänger*innen, Musikant*innen, Darstellern und Hirtenkindern auch diesmal wieder ein zu Herzen gehendes Adventsingen, das uns, so wir es zulassen, mit der Kraft der Stille und dem Mysterium der göttlichen Liebe im Innersten berühren wird. Diese beiden Ereignisse stehen, begleitet von Musik und Gesang, am Beginn dieses Jubiläums-Adventsingens. Wir begeben uns dabei in jene Zeit, da sich Menschen wie der Rabbi Jakob, die Witwe Anna, die Tempeljungfrau Maria, ihre Base Elisabeth, der Zimmermann Josef oder die Hirten als gläubige Juden allesamt nach der hebräischen Bibel orientierten. Im Kontext mit unseren christlichen Überlieferungen wird dieses Adventsingen eine faszinierende imaginäre Reise in die Lebens- und Glaubenswelt unserer jüdischen Schwestern und Brüder, aus denen Christus geboren wurde. Ein Salzburger Adventsingen mit neuen Denkansätzen, das auch in unseren bewegten Zeiten die beharrliche Kraft der Hoffnung auf Frieden unter den Menschen in sich trägt.
Buch, Dramaturgie, Gesamtleitung: Hans Köhl
Bilder: Salzburger Heimatwerk