JEDERMANN Salzburger Festspiele
Salzburger Festspiele Jedermann
JEDERMANN SALZBURG mit Michael Mertens und Valerie Pachner
Termine 2023:
21. (PREMIERE), 24., 25., 28. Juli
01., 05., 08., 13., 15., 18., 21., 22., 28., 29. August
Der Jedermann bei den Salzburger Festspielen findet am Domplatz statt.
Bei Schlechtwetter im Großen Festspielhaus.
Dauer ca. 1h 50 min. - keine Pause
Bild: Marco Borelli/Matthias Horn
Der Jedermann in Salzburg - ein Mysterienspiel aus der Feder des Hugo von Hofmannsthal - handelt vom Sterben des reichen Mannes mit dem bezeichnenden Namen Jedermann. Die Geschichte des Jedermann 2023 handelt davon, dass der reiche Herr Jedermann angesichts seines kurz bevorstehenden Ablebens Reue verspürt mit Blick auf seinen nicht eben frommen und menschenfreundlichen Lebenswandel.
Die Handlung spielt im 15. Jahrhundert. Uraufgeführt wurde von Hofmannsthals Werk im Jahre 1911 in Berlin. Seit 1920 ist die „Lebensgeschichte“ des Herrn Jedermann das Markenzeichen der Salzburger Festspiele und wird in jedem Jahr aufs Neue auf den „Brettern, die die Welt bedeuten“, präsentiert.
Jedermann Salzburg - das Markenzeichen der Salzburger Festspiele
Wer in literarischer Hinsicht bewandert ist, der weiß, dass es den „Jedermann“ schon im Jahre 1490 gegeben hat. Die Londoner Urfassung „Everyman“ war der Ausgangsstoff für das heute weltweit bekannte Werk des Hugo von Hofmannsthal. Aufgrund seines hervorragenden dichterischen Talentes und dieser einzigartigen Art zu Schreiben gilt Hugo von Hofmannsthal bis heute als der tatsächliche Urheber dieses Stückes. Die ursprünglichen Verfasser hingegen rücken dabei eher in den Hintergrund.
Nicht zuletzt befasst sich der im Frühjahr 2006 erschienene Roman „Everyman“ von Philip Roth ebenfalls mit den Höhen und Tiefen des Lebens sowie mit den menschlichen Ängsten vor dem Sterben. Darüber hinaus behandelt Roth in seinem Buch auch die immerwährende Suche nach dem eigentlichen Sinn des Lebens.
Die Salzburger Festspiele 2023 mit dem Jedermann
Alles beginnt und endet mit Gott. So auch der Jedermann 2023 in Salzburg. Dieser tiefreligiöse Aspekt ist im Grunde der Tenor des „Jedermann“, wobei schon dieser eigentümliche Name eine ganz besondere Bewandtnis hat. Lässt er sich doch sehr wohl auch in direkten Bezug zum christlichen Glauben und somit auf einen wesentlichen Teil der Menschheit übertragen.
In der Geschichte des Hugo von Hofmannsthal beklagt sich der liebe Gott, dass nur wenige Menschen ihm wirklich zugewandt seien. Um diesen Umstand zu ändern, gibt er dem Tod den Auftrag, den reichen Herrn Jedermann zu ihm zu bringen, damit dieser sodann vor das Jüngste Gericht gestellt werden könne. Gott wollte an ihm ein Exempel statuieren, um die Menschheit zu warnen, damit man endlich wieder gottesfürchtig würde.
Die Salzburger Festspiele - Jedermann gehört in Salzburg dazu
Während Gott damit beginnt, seinen Plan in die Tat umzusetzen, macht sich Herr Jedermann mit seinem treuen Diener und einem prall gefüllten Geldbeutel auf den Weg, um ein Grundstück zu kaufen. Beabsichtigt ist, dort einen Lustgarten für seine Gespielin zu errichten. Auf dem Weg zu dem Anbieter des Grundstücks begegnen die beiden Männer unterschiedlichen Personen, die entweder dem Jedermann viel Geld schulden oder die in sonstiger Form auf sein Gutdünken angewiesen sind. Der reiche Mann aber reagiert, wie man es von ihm gewohnt ist: überheblich und er schert sich nicht um die Ängste und Wünsche seiner Mitmenschen. Umso größer ist nur wenig später seine eigene Furcht, als er plötzlich dem Tod ins Auge sieht und von ihm vor Gottes Richterstuhl gebracht werden soll.
Immer wieder sehenswert: Jedermann Salzburg
Jedermann erhält allerdings die Chance, mit dem Tod zu verhandeln. In seiner wachsenden Verzweiflung, seine Seele doch noch retten zu können, merkt er schnell, dass er von den Menschen in seinem Umfeld keine maßgebliche Unterstützung bekommt. Als er dann auch noch feststellt, dass selbst seine Reichtümer ihm jetzt nichts mehr nützen, packt ihn die nackte Angst.
Der Anblick einer alten, gebrechlichen Frau - sie symbolisiert das Tun Jedermanns - ändert alles. Durch sie erkennt er sein wahres Ich und verspürt plötzlich tiefe Reue. Damit einhergehend findet er letztlich zum Glauben, wendet sich Gott zu und widersteht dem Teufel.
Gottes Mahnung an die Menschen und somit die Umkehr Jedermanns zum Glauben tragen Früchte: Ein Werk mit Happy End.
Michael Sturminger, Regie
Renate Martin, Andreas Donhauser Bühne und Kostüme
Wolfgang Mitterer, Komposition
Hannes Lösche,l Musikalische Leitung
Dan Safer, Choreografie
Urs Schönebaum, Licht
Alexandra Althoff, Dramaturgie
Mitwirkende:
Valerie Pachner, Tod / Buhlschaft
Michael Maertens, Jedermann
Nicole Heesters, Jedermanns Mutter
Helmfried von Lüttichau, Jedermanns guter Gesell
Emanuel Fellmer, Ein armer Nachbar
Mirco Kreibich, Ein Schuldknecht / Mammon
Birte Schnöink, Des Schuldknechts Weib / Werke
Bruno Cathomas, Dicker Vetter
Fridolin Sandmeyer, Dünner Vetter
Anja Plaschg, Glaube
Sarah Viktoria Frick, Teufel / Gott
Theresa Dlouhy, Fabian Düberg, Paula Jeckstadt, Skye MacDonald, Maximilian Paier, Katharina Rose, Therese Troyer Tischgesellschaft / Werke / Nachbar*innen
Ensemble 021
Hugo von Hofmannsthals Jedermann, am 22. August 1920 vor dem prächtigen Salzburger Dom in Szene gesetzt von Max Reinhardt, begründete die Salzburger Festspiele. Seither sind über 700 Vorstellungen dieses Gründungsstücks gespielt worden — ein singulärer Vorgang im deutschsprachigen Theater. Im Verlauf eines ganzen Jahrhunderts zeichnen die Jedermann-Aufführungen sowohl Zeit- wie auch Theatergeschichte nach. Die Ästhetik verschiedener Inszenierungen, unterschiedliche Spielfassungen, Regiezugriffe und Kompositionen der jeweiligen Zeitgenossen sowie die wechselnde Besetzung der ikonischen Rollen machen deutlich, was für eine große und herausfordernde Projektionsfläche der Jedermann allen Künstler*innen bis zum heutigen Tag bietet, und machen sichtbar, wie jede Zeit das Potenzial sowie die Pflicht hat, ihren Jedermann neu zu gestalten, um die Historie aktiv fortzuschreiben. Mit dem Jedermann haben Hofmannsthal und Reinhardt den Festspielen die Frage nach der Endlichkeit menschlichen Strebens mit auf den Weg gegeben und ihr einen zentralen Platz eingeräumt.
Was erleben wir, wenn der Tod in unser Leben tritt und die letzten Dinge verhandelt werden? Wenn wir nicht mehr so tun können, als ob alles ewig weiterginge wie bisher?
Im Lauf der Jahrzehnte mutierte die Frage nach dem gesellschaftlichen Umgang mit unserer Endlichkeit immer mehr zur Frage nach dem Schicksal eines — plötzlich mit dem Tod konfrontierten — reichen Mannes. Sein opulentes Ableben im fernen Mittelalter hatte nicht mehr viel mit uns zu tun. Unsere Gesellschaft wollte scheinbar nicht jedes Jahr daran erinnert werden, dass wir auch in einer medizin-technologisch hoch entwickelten Gegenwart noch sterben müssen.
Nach fast 100 Jahren beherrschte dann zum ersten Mal ein unverkennbar zeitgenössischer Alpha-Mann den Domplatz noch im Sterben mit aller Macht, bevor ein gänzlich seiner eigenen Gefühlswelt verpflichteter, virtuoser neuer Jedermann im unerbittlichen Tod seinen Meister fand.
Doch immer deutlicher sehen wir uns hier und heute mit der Frage konfrontiert, was wir erleben werden, wenn der Tod in unser aller Leben tritt, weil wir uns weiterhin mit eigener Hand unserer Lebensgrundlagen berauben und die ganze Menschheit kollektiv mit dem Tod bedrohen. Weil wir immer noch Kriege führen, Ungerechtigkeiten perpetuieren, einander und unseren Planeten ausplündern. Wie lange wollen wir noch so tun, als ob das ewig so weitergehen könnte?
Und als ob es ewig so weitergehen müsste, stehe ich mit meinen Kolleg*innen und Verbündeten, die Musik, Kostüme, Bühnenbild, Dramaturgie, Choreografie und Licht verantworten, noch einmal vor der faszinierenden, schwierigen und ungewöhnlichen Aufgabe, den Jedermann — zum dritten Mal — mit einem neuen Ensemble wunderbarer Schauspieler* innen zu entwerfen, den Text aus einem neuen Blickwinkel zum Klingen zu bringen und zu einem gemeinsamen, erneut überzeugenden Erlebnis zu machen.
Wir wollen diese wunderbare Aufgabe dazu nützen, um zu untersuchen, was passiert, wenn der Tod alles und alle gefährdet: die Liebe, die Familie, die Freundschaft, die Nachbarschaft, die Gesellschaft, die Menschheit. Wenn die Welt verdorrt und die Menschen verarmen, weil wir nicht teilen wollen. Wenn das Geld am Ende nichts mehr wert ist und man nichts mehr dafür kaufen kann. Wenn der Teufel aus der Kirche kommt und uns Rettung im Jenseits nicht mehr trösten kann? Wir sind fest entschlossen, den Glauben an die Menschen trotz alldem nicht verlieren zu müssen, weil Empathie, Barmherzigkeit und Hoffnung in allen Zeiten möglich sind.
Michael Sturminger
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